Das Kuratorium "Baum des Jahres" hat die Europäische Lärche (Larix decidua) zum Baum des Jahres 2012 gewählt. Die Lärche ist der einzige einheimische Nadelbaum, der im Winter die Nadeln abwirft.
Die Europäische Lärche Larix decidua
Es gibt zehn Lärchenarten auf der Erde. In Mitteleuropa sind aber nur die Europäische
Lärche und die Japanische Lärche verbreitet. Die Lärche ist der einzige Nadelbaum bei uns, der im Winter die Nadeln verliert. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet ist sie ein Besiedler von Freiflächen, wie sie durch Lawinen, Erdrutsche, Waldbrand oder Weidenutzung entstehen.
Der Name
Beim Vorstoß der römischen Legionen in den Alpenraum fanden sie im Herbst ganze Berghänge mit golden leuchtenden Nadelwäldern bedeckt. Dieser Wald verlor im rauen Bergwinter seine Nadeln, im Frühjahr und im Sommer war er indessen frischgrün. „Larix“ nannten die Gallier diesen seltsamen Baum, und die Römer übernahmen die Bezeichnung ins Lateinische, denn bei ihnen zu Hause gab es solche Bäume nicht. Larix bedeutet eigentlich auch aus Holz gewonnener Teer (Lärchenharz).
Verbreitung
Es gibt zehn Lärchenarten auf der Erde. In Mitteleuropa ist aber nur die Europäische Lärche heimisch. Sie wird zusammen mit der Japanischen Lärche forstlich angebaut. Die Lärche war vor rund einer Million Jahren von Sibirien bis über Nordost- und Westeuropa verbreitet. Durch die von Norden vordringenden Gletscher wurde dieses Verbreitungsareal mehrmals stark eingeschränkt.
Die nacheiszeitliche Rückwanderung der Lärche in den Alpenraum erfolgte hauptsächlich aus dem Süden. Durch ihre Haupteigenschaften wie Lichtbedürftigkeit, Leichtsamigkeit und Winterfrosthärte wurde die Besiedlung höherer Lagen erleichtert. In den Zentralalpen bildet sie heute oft die Baumgrenze. Auch ist sie eine wichtige Baumart bei der Sanierung von Schutzwäldern. Spätere Einwanderungen vor allem der Fichte verminderten den Lärchenanteil im europäischen Raum beträchtlich.
Das Verbreitungsgebiet der Europäischen Lärche liegt im wesentlichen in den Alpen, aber auch in den Sudeten, dem Gebiet zwischen Weichsel und Oder und der Tatra. Dementsprechend werden auch vier Unterarten unterschieden: Alpenlärche von den Seealpen bis Niederösterreich und Kroatien (300 bis 2400 m ü. NN); Sudeten- Lärche in der mährisch-schlesischen Senke (300 bis 800 m ü. NN); Karpaten-Lärche in der Slowakei und Hohen Tatra (600 bis 1300 m ü. NN; 1650 m ü. NN); Polenlärche zwischen Weichsel und Oder (150 bis 600 m ü. NN). Allerdings wurde die Lärche schon seit dem 16. Jahrhundert künstlich angebaut und ist seither in ganz Deutschland und weit darüber hinaus forstlich genutzt. Dennoch hat die Lärche nur einen Anteil von gut 2 % an den Wäldern in Deutschland, ganz im Gegensatz zu Österreich mit ca. 25 %. In Deutschland kommt die Lärche natürlich nur in den bayerischen Alpen (z.B. Berchtesgaden und Karwendel) vor.
Aussehen
Die Lärche ist der einzige einheimische Nadelbaum, der im Winter die Nadeln abwirft.
Die beim Austrieb, hellgrünen, später nachdunkelnden Nadeln sind sehr weich und unterscheiden sich, ob sie aus den für die Lärche typischen Kurztrieben oder aus den Langtrieben wachsen.
Aus den Kurztrieben können Büschel bis zu 50 Nadeln wachsen, an den typisch gelblichen Langtrieben stehen die Nadeln einzeln.
Die Lärche hat männliche und weiblich Blüten auf einem Baum (einhäusig), diese sind aber getrennt geschlechtlich. Die männlichen Kätzchen sind höchstens 1 cm groß und schwefelgelb, die weiblichen Blüten bis zu 2,5 cm, stehen und sind oft auffällig dunkelrot, zumal sie meist vor dem Nadelaustrieb blühen.
Die Zapfen, die bis zu 60 Samen beherbergen, öffnen sich erst im Frühling des 2. Jahres und verbleiben dann noch bis zu drei Jahren am Baum. Die Lärche hat ein schlankes spitzkegeliges Aussehen und ihre Äste stehen locker und sind meist an den Enden aufwärts gekrümmt.
Die Rinde ist in der Jugend glatt und grau und wird im Alter sehr mächtig mit auffälligen
karminroten Borkenschuppen.
Ökologie
Die Lärche weist eine sehr große ökologische Toleranz auf und wächst in den Grenzen von –1°C bis +14°C Jahresdurchschnittstemperatur, Niederschlägen zwischen 450 mm und 2.500 mm Jahresniederschlag und 50 bis 230 Tagen Vegetationszeit. Insgesamt ist sie eine Baumart des kontinental geprägten Klimas. Als ausgeprägte Lichtbaumart verträgt die Lärche keinen Schatten. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet ist sie ein Besiedler von Freiflächen, wie sie durch Lawinen, Erdrutsche, Waldbrand oder Weidenutzung entstehen. Sie wandert aber auch in verlichtete Altbestände von Fichte, Tanne und Kiefer ein. Optimal gedeiht die Lärche auf tiefgründigen, gut durchlüfteten, nachhaltig frischen Böden. Reichliches Vorkommen auf flachgründigen Böden belegt den Pioniercharakter. Die Lärchenstreu ist schwer zersetzlich, wodurch trotz der typischen lichten Stellung kaum Bodenvegetation unter Lärchen aufkommt. Die Lärche bietet mit der groben Borke zahlreichen Tier- vor allem Insektenarten einen Lebensraum; Baumläufer und Meisen wissen deren Verstecke am Baum zu nutzen. Erste Untersuchungen der Insektenwelt der Baumkronen zeigen eine große Artenvielfalt. Am Boden wachsen in der Nähe von Lärchen oft verschiedene Alpenrosen- Arten und auf der Rinde häufig die Wolfsflechte. Der bekannteste Mykorrhizapilz ist der Goldröhrling.
Wuchsleistung
In Hochlagen wird die Lärche 200 bis 600 Jahre alt. Wuchsleistungen von 40 bis 45/54 m Höhe und 100 bis 200 cm Durchmesser werden erreicht. Im Wuchsverhalten ist sie wie die aschwüchsige Kiefer zu beurteilen, deren Zuwachs schon mit 15 bis 25 Jahren wieder abnimmt.
Gefährdungen
Im natürlichen Areal ist die Lärche winterfrosthart. Hochlagenlärchen sind in Tieflagen durch vorzeitigen Vegetationsbeginn sehr spätfrostanfällig. Für Spätfrostlagen ist die Lärche nicht geeignet; sie ist wegen des intensiven Herzwurzelsystems sehr sturmfest, gegen Schneebruch ist sie auch wegen der fehlenden Nadeln widerstandsfähig. Die Anfälligkeit der Europäischen Lärche gegenüber dem Lärchenkrebs (ein Pilz) ist offenbar stark von den ökologischen Bedingungen, wie hoher Luftfeuchte und häufigem Frost, abhängig. Die Krankheit führt zu Zuwachsverlusten, zum Kümmern, aber nur selten zum Absterben. In Trockenjahren setzen besonders der Lärchenborkenkäfer und der Lärchenbock dem Baum zu. Die regional angebaute Japanische Lärche steht der Europäischen Lärche in den meisten Qualitätsmerkmalen nach, wird aber wegen geringerer Neigung zu Lärchenkrebs dennoch häufiger verwendet. Der Graue Lärchenwickler, ein Kleinschmetterling, tritt im Engadin und Wallis alle sechs bis sieben Jahre auf und verursacht starke Zuwachsverluste. Diese Massenvermehrungen scheinen sich mit dem Klimawandel zu verändern. Auffällig ist der Schaden durch die Lärchenminiermotte, die allerdings nur Vitalitätsverluste mit sich bringt.
Holz
Das Holz der Lärche ist eines der schwersten einheimischen Nadelhölzer, außerordentlich
dauerhaft und schön. Den Wert bestimmt dabei das Kernholz, das rotbraun und wohlriechend ist. Der Splint ist gelblich und mit 1 bis 2 cm meist sehr schmal. Aufgrund seines hohen Harzgehaltes ist es wetterfest und unter Wasser ist es Jahrhunderte haltbar. In den Bergregionen verwendete man es überwiegend für den Hausbau. Bekannt sind die Schindeldächer aus Lärchenholz. Wandbekleidungen, Geländer, Balkone, Treppen, Türen und Fensterrahmen werden daraus hergestellt. Gartenhäuser, Zaunpfähle und Rebstöcke aus Lärche sind sehr dauerhaft. Auch im Innenausbau findet Lärchenholz seine Verwendung (Deckenverkleidungen, Dielen…). Seine Regelmäßigkeit und schöne Färbung lassen auch die Nutzung als Möbelholz und Furnier zu. Das Lärchenholz wird darüber hinaus auch für Erd- und Grubenarbeiten, Lawinenschutzbauten, Holzpflaster und für Kinderspielanlagen verwendet. Säurefeste Bottiche oder landwirtschaftliche Silos werden ebenfalls aus Lärche hergestellt. Wegen seiner Wasserfestigkeit lag die Nutzung für Wasserleitungen, Quellfassungen und den Schiffsbau nahe. Im Handel wird Lärchenholz oft mit Douglasienholz gemeinsam angeboten. Für die hohe Dauerhaftigkeit ist dabei die Engringigkeit, das langsame Wachstum, entscheidend; hierbei wird zwischen der „Steinlärche“ mit schmalen Jahrringen und der „Graslärche“ mit breiten Jahrringen unterschieden.
Die Lärche in Glaube und Brauchtum
Galt die Lärche im Altertum als heiliger Baum, glaubte man noch bis in die Neuzeit hinein an deren Schutzkraft gegen Ungemach, Hexen und Böses, vor allem gegen Feuer. Plinius beschreibt nämlich die Lärche als feuerfest, sie könne weder brennen noch verkohlen.
Als lieblicher Baum lockert die Lärche die düsteren Nadelwälder auf; im Herbst mit seinen goldenen Nadeln, im Frühjahr mit seinen hellgrünen Zweigen. Unter diesem freundlichen Baum schweben die den Menschen wohl gesonnenen Waldfeen, während sich die finsteren Waldgeister unter den Tannen und Fichten aufhalten. Die Lärche galt quasi als Linde der Gebirgsbewohner.
Die Lärche als Heilmittel
Auch schon bei Plinius findet man Hinweise auf die Zubereitung und Verwendung der Lärchensalbe bei Rheuma, Gicht, Ischias. Sie besteht aus Ölen, Bienenwachs und viel Lärchenterpentin. Vor allem in Südtirol wurde früher das Venizianische Terpentin aus dem Harz der Lärchen gewonnen und gelangte über den Hauptumschlagplatz Venedig in den Handel. Erhitztes und auf die Brust aufgetragenes Lärchenharz wirkt bei Erkältungskrankheiten hustenstillend und schleimlösend und auch durchblutungsfördernd.
In der Tierheilkunde kam die Lärchensalbe als Zugsalbe bei schweren Infektionen zur Anwendung. Lärchenessenzen werden in der Aromatherapie und der Duftheilkunde eingesetzt. Schließlich eignen sich junge Lärchenspitzen als Wildgemüse, deren Geschmack süßsauer und herb ist.
Quelle: SDW Bundesverband (www.sdw.de)