Bereits im Frühjahr 2015 wurde unser jüngster Horst (so heißen bei uns die Ortsgruppen) in Hüttingen gegründet. Der Horst zählte zur Gründung 12 Mitglieder und freut sich über alle die an der Waldjugend Intresse haben und mit machen möchten. Den kompletten Artikel zur Horstgründung findest du unter dem folgenden Link.
Wölfe im Land
Es war ein langer und schöner Wintertag im Januar. Die schrägen Sonnenstrahlen stachen durch die Zweige der vielen Bäume. Der Hang und die mit Moos und Gestrüpp überwucherten uralten Mauerreste funkelten in der späten Nachmittagssonne. Ich war schon Stunden mit den anderen unterwegs und mittlerweile erschöpft und außer Atem. Ich lehnte mich an einen Baumstamm und sammelte Kraft, als mir unvermittelt die vor mir sich ersteckende Schönheit des Winterwaldes bewusst wurde. Ich sog die kalte Luft in mich hinein, lies mich erfüllen vom goldenen Licht und eine Saite in mir begann zu klingen, die ich lange nicht vernahm.
Etwas in mir erwachte an diesem Wintertag aus einem sehr langen Winterschlaf und spülte Erinnerungen herauf, die in den folgenden Tagen seltsam mein Denken beherrschten: Die gemeinsamen Tage damals vor langer Zeit im Wald, am Feuer in der Winterkohte, auf der Regen gepeitschten Landstraße im Nirgendwo. Ihre lachenden Gesichter, diese besonderen Orte weitab jeder Straße, gelebte und gefühlte Gemeinschaft im Schatten der Konsumtrunkenheit unserer heutigen Zeit.
Ich stand vor der Entscheidung, weiterhin nur zu lamentieren, wenn sie Nachmittag für Nachmittag vor dem Bildschirm hockten – so wie die anderen Eltern. Oder aber sie mit hinaus zu nehmen in jene andere Welt da draußen. Zu meiner Überraschung waren sie und ihre Freunde sofort Feuer und Flamme! Ich zeigte ihnen Bilder im Internet und sie sahen die Feuer mit rußgeschwärzten Kochtöpfen darüber, Kerzenlicht in schwarzen Zelten, grün gekleidete Kinder, die im Schlamm mit dem Spaten stehen und vieles mehr. Und der Hunger war in ihnen geweckt. Wie auch in mir!
Und so tauschte ich beinahe täglich mit Klappi Emails aus, denn vieles war zu klären und er nahm sich viel Zeit für unser Vorhaben, einen neuen Horst zu gründen. Die Gemeinde unseres kleinen Dorfes bot uns für die Gruppenstunden die Mitbenutzung der Grillhütte im Wald an, so dass wir auch im Winter eine kuschelige Bleibe mit Feuerstelle haben werden.
Unter Frühlingsbuchen hielten wir dann Gruppenthing und der wilde Haufen gab sich den Namen „Wolfshorte“ (Wolfenhorst) und war voller Vorfreude, mit elf Waldläufern zum Landeslager zu fahren. Auch wenn noch gar nichts da war: Kein Zelt, kein Seil, kein Topf und keine Schöpfkelle. Und da auch wilde Wölfe im Sturmgewitter einen Unterschlupf brauchen, startete ich einen Hilferuf an alle Gruppen im Landesverband… und was dann geschah machte mich sprachlos: Noch während ich die Emails abschickte, trudelten bereits die ersten Antworten ein. Allen voran von Dieter aus Bitburg, der uns kurzerhand anbot, bei ihnen mit unter zu kommen. Viele weitere Hilfsangebote landeten in meinem Postfach und ich war einfach baff über die sofortige Hilfsbereitschaft im Land! Vielen, vielen Dank Euch allen dafür! Den Vogel schossen dabei die Contwiger ab: Auf dem Landeslager brachten sie eine komplette Kohte bei uns vorbei; samt Abdeckplane, samt Seile, samt Heringe und alles schön verpackt in einem Seesack eigens dazu – Komplettpaket sozusagen. Wie gesagt: Baff! Da wir auch Zeltmaterial vom Landesverband ausleihen konnten, waren wir bestens versorgt für’s Landeslager…
Und noch während die jungen Wölfe nach ihrer Ankunft aus dem Auto purzelten und mit großen Augen auf das bunte Treiben auf dem Lagerplatz starrten, kam bereits die Begrüßungsdelegation aus Bitburg, um uns in Empfang zu nehmen. Fortan sah man die ihrigen und die unsrigen nicht mehr getrennt voneinander. Das Rudel brauchte nicht lang, um sich hier zu Hause zu fühlen. Denn sofort sprangen und lärmten sie über den Lagerplatz und machten bei den Spielen an den folgenden Tagen den anderen Gruppen die heißbegehrten Preise und Backsteine streitig:-)
Am Tage der Schatzsuche war es so heiß, dass wir uns für eine „Kurzfahrt“ entschieden: Auf’s Geratewohl ins Dorf hinunter und eine Badestelle am Bach gesucht. Im Schatten riesiger Weiden an der Brücke wurden wir fündig und verlebten hier einen wunderbaren Tag und die Kinder bekamen einen Vorgeschmack vom späteren Leben auf Fahrt.
Vieles hatte für die jungen Wölfe auf ihrem ersten Lager und dem Leben in Schwarzzelten einen neuen Geschmack und voller Hunger fraßen sie, was immer da war. Und noch immer schwärmen sie davon in ihren Erzählungen; für den alten Wolf war es eine Wiederkehr nach fünfundzwanzig Jahren und es kommt mir vor, als sei ich nie weg gewesen. Kaum zu beschreiben!
In der Nacht vor der Gewitternacht war es sehr mild und warm und so lagen wir alle draußen um’s Feuer herum und schauten in die Sterne. Sie lauschten den Geschichten über Kassiopeia, Orion, Klaus Gundelach und der bündischen Jugend und dem Polarstern und schliefen so nach und nach dabei ein. Für mich war dieser Abend ganz besonders. Aus den Zelten erklang Gesang und sehr gerne wäre ich hinüber gegangen, um mich im Schein der Kerzen dazu zu setzen. Doch mein Platz war an jenem Abend bei diesen Kindern: Es war unser erster Abend hier draußen. Hier entstand etwas, was uns seither verbindet, ohne dass jemand darüber sprechen muss.
Eine ähnliche Wirkung hat auch der Abschlussabend am Landesfeuer, an dem wir feierlich als Waldläufer und Horte aufgenommen wurden und Brengel und Tönnchen für jeden einzelnen von uns passende Worte fanden. Das Landeslager brachte in uns allen eine Saite zum Klingen.
Als junge Horte kam uns das Lager wie gerufen. Es hauchte ihr Leben ein und schuf einen Rahmen, dieses neue Leben auszuprobieren. Dank dafür an Atze und seinem Team, das dies ermöglichte und offenbar sogar für das tolle Wetter sorgte (und dabei auch die Action-Einlage nicht vergaß).
Schön, wieder hier zu sein.
Horrido Boris, Wolfshorte Hüttingen